Neujahrsempfang der Rundschau in Wachtberg

11.01.2013

neujahrsempfangs
Foto: Klaus Mischka


Im Atelier des Malers Michael Franke begrüßten Herausgeber Helmut Heinen und Landrat Frithjof Kühn 250 Gäste zum Neujahrsempfang von Rhein-Sieg Rundschau und Bonner Rundschau. Darunter auch Wachtbergs prominentester Einwohner: Hans-Dietrich Genscher


Rundschau online

Dieser Mann bleibt sich und seinem Lebenswerk treu. „Ich sage mit großem Stolz: Ich bin ein Europäer. Und ich wünsche mir, dass die Europäer ein Wir-Gefühl empfinden: ,Wir Europäer – wir können es schaffen!“ Das sagte der frühere Bundesaußenminister und heutige Wachtberger Bürger Hans-Dietrich Genscher (85) gestern vor 250 Gästen beim Neujahrsempfang der Rhein-Sieg Rundschau und der Bonner Rundschau.

Die gravierenden Probleme der Europäischen Union und die Staatsschuldenkrise auf der einen Seite, die historischen Verdienste der EU und ihre Bedeutung für Frieden und Freiheit auf der anderen Seite – diese beiden Pole zogen sich wie ein roter Faden durch die Reden beim Neujahrsempfang, der im Gimmersdorfer Atelier des Malers Michael Franke stattfand. Der renommierte Künstler und sein Atelier zeigten, „dass Kunst und Kultur nicht nur ein Privileg der großen Städte sind, sondern auch im ländlichen Raum ein Zuhause haben“, betonte Landrat Frithjof Kühn vor den Gästen, die das gesamte öffentliche Leben der Region widerspiegeln: Vertreter von Kultur, Kirchen, Wirtschaft, Behörden und sozialen Diensten waren ebenso zum Neujahrsempfang gekommen wie Vertreter des Sports und der Medien.

„Die Grundideen eines friedlichen, eines freiheitlichen, eines rechtsstaatlichen Europas sind heute so aktuell und hoch zu schätzen wie sie dies immer waren“, sagte Rundschau-Herausgeber Helmut Heinen. Die Europäer und besonders die Deutschen hätten große Anstrengungen unternommen, um der Schuldenkrise Herr zu werden. Die Bundesrepublik sei aber auch besonders gefordert. „Gerade unser Land im Herzen Europas profitiert wie wenige andere von der Realität und vor allem auch von der Idee dieser Europäischen Union.“ Mit Blick auf die wirtschaftlichen Aussichten sprach Heinen von einem „Damoklesschwert einer dramatischen Zuspitzung der Staatsschuldenkrise“, das über uns schwebe.

Für die Zeitungen sei es eine große Herausforderung, die Zusammenhänge rund um Schulden und Finanzmarktregulierung sachlich und verständlich auf zuarbeiten. Gerade bei solchen komplexen Themen sei das geschriebene Wort aber entscheidend im Vorteil, um Hintergründe sichtbar zu machen und Zusammenhänge zu analysieren. Dabei hob Heinen die Bedeutung der Zeitung hervor: „Täglich lesen 47 Millionen Bundesbürger ihre Tageszeitung, 27 Millionen nutzen regelmäßig die Angebote der Tageszeitungen im Netz. Insgesamt erreichen wir damit mehr Menschen als jemals zuvor“, betont der Herausgeber der Rundschau, deren „Kernkompetenz“ das Lokale bleibe. „Nach unserem Verständnis ist Ihre Zeitung mehr als ein reines Informationsmedium. Wir wollen zum Zusammenhalt der Region beitragen.“

Auch Landrat Frithjof Kühn hob die Bedeutung der Tageszeitungen hervor. „Zeitungen informieren, sie ordnen Nachrichten ein, fördern Bildung und damit letztlich auch die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Zeitungen, und besonders ihre Lokalteile, stiften Identität.“ Der Landrat verwies auf die vergleichsweise gute wirtschaftliche Lage des Kreises, beklagte aber, dass die Straßeninfrastruktur mit der positiven Entwicklung nicht Schritt gehalten habe. „Täglich erleben wir, wie die Region im Stau erstickt“, sagte Frithjof Kühn, der die Äußerungen von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück zum Umzug der Bonner Ministerien nach Berlin scharf kritisierte. Kühn über die immer wieder aufkeimende Umzugsdebatte: „Was das Bonn-Berlin-Gesetz angeht, gilt es weiterhin wachsam zu bleiben.“

Darüber hinaus forderte er eine bessere finanzielle Ausstattung des Kreises und seiner 19 Städte und Gemeinden. Kühn: „Hier sehe ich nach wie vor das Land in der Pflicht.“ Doch zog auch er den Bogen von Wachtberg über den Rhein-Sieg-Kreis zur Europäischen Union. „Die Überwindung der Spaltung Deutschlands und Europas und 60 Jahre Frieden, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit sind ein unschätzbarer Wert, der kurz vor Weihnachten mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union gewürdigt wurde.“

Der Europäer aus Überzeugung, der Wachtberger Hans-Dietrich Genscher, betonte, Europa habe etwas einmaliges geschafft – dass Menschen Teile ihrer Souveränität abgeben und gemeinsam etwas Neues beginnen. Man kann sagen: Die Europäer haben aus der Geschichte gelernt.“ Der frühere Außenminister hätte es übrigens gerne gesehen, wenn bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an die EU ein Bürger jedes Landes vertreten gewesen wäre. Der 85-Jährige: „Ohne die Bürger ist Europa nichts, mit den Bürgern ist Europa alles.“

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